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Predigt

Hirtenwort anlässlich des Ansgarfestes 2024

02. Februar 2024
St. Marien-Dom Hamburg

Weltkirche zu sein bedeutet, die sehr verschiedenen Realitäten anderer Regionen mit Wertschätzung anzuerkennen und nicht an unserem eigenen Maßstab zu messen.

Erzbischof Dr. Stefan Heße

Liebe Geschwister im Glauben im Erzbistum Hamburg,

ich grüße Sie alle ganz herzlich!

Manchmal gibt es Briefe, die wir immer und immer wieder hervorholen. Sie sind von einer Tiefe und Bedeutung, die man nicht gleich beim ersten Lesen erfasst. Vielleicht haben Sie direkt einen solchen Brief vor Ihrem inneren Auge.

Am 29. Juni 2019 hat Papst Franziskus einen Brief an alle Menschen katholischen Glaubens in Deutschland verfasst. In der Regel schreiben die Päpste für die ganze Weltkirche und nicht an ein einzelnes Land. Der Papst hat sich mehrfach auf diesen Brief bezogen, etwa beim Besuch der deutschen Bischöfe vergangenen November in Rom und vor wenigen Wochen noch einmal bei einem Treffen mit deutschen Medienschaffenden. Mich hat das dazu veranlasst, ihn noch einmal zu lesen und drei wertvolle Gedanken aufzugreifen. Ich möchte versuchen, diese in Beziehung zu unserer Situation im Erzbistum Hamburg zu setzen. Gleichzeitig lade ich Sie dazu ein, diese drei Gedanken persönlich und in Ihren kirchlichen Bezügen zu reflektieren. Vielleicht finden Sie auch Gelegenheit, sich in verschiedenen Kreisen miteinander darüber auszutauschen.

Wandlungsprozess: Sich der Wahrheit stellen

Wir befinden uns als Kirche in einem tiefgreifenden Wandlungsprozess. Er ist so herausfordernd, dass ein einfaches „weiter so“ nicht möglich ist. Es handelt sich nicht nur um eine Zeit mit einigen Veränderungen, sondern eine grundsätzliche Veränderung der Zeit. Zuallererst geht es darum, die aktuelle Situation von uns Christen ungeschminkt wahrzunehmen und dann anzunehmen. Dazu gehört auch, die Spannungen und Polarisierungen in der Kirche anzunehmen und gemeinsam auszuhalten.

Nehmen wir wahr, was in unseren Gemeinden lebt, aber auch, was bereits abgestorben ist? Stellen wir uns dieser Wirklichkeit?

Die Veränderungen lassen sich keineswegs nur mit anderen Strukturen oder einer Reorganisation beheben – strukturelle Veränderungen sind ein Teil des Ganzen. Sie sind notwendig und bergen dabei neue Möglichkeiten. Ich danke deshalb ausdrücklich allen, die sich gerade in der derzeitigen Situation im Erzbistum Hamburg in dem aufwendigen Prozess der Vermögens- und Immobilienreform (VIR) engagieren. Ich weiß, wie herausfordernd und anstrengend dies ist. Und dennoch ist der VIR-Prozess auch ein pastoraler Prozess und wichtiger Teil der Kirchenentwicklung. Der Kernpunkt dieses Wandlungsprozesses beruht nicht allein auf Struktur, Organisation oder Funktion. Selbst ein noch so perfekt organisierter Apparat wird die Herausforderungen, vor denen wir als Kirche stehen, niemals lösen. Auch hilft es nicht, sich einzuigeln und „die Schotten dicht zu machen“. Der Papst erinnert uns daran, dass ein Kreisen um uns selbst noch nie zielführend war.

Evangelisierung: Dem Herrn begegnen

Die Apostelgeschichte hat den Papst bei seinem Brief an uns inspiriert. Ihm ist erneut deutlich geworden, dass die junge Kirche ihre Kraft aus der Begegnung mit dem Herrn schöpft. Auf IHN hört sie, von IHM lässt sie sich inspirieren. Und zwar so stark, dass sie auf Mission geht. Papst Franziskus wählt dafür ein anderes Wort; er spricht von Evangelisierung. Dies bedeutet, Jesus Christus und seine Frohe Botschaft in die Mitte zu rücken: das Evangelium immer wieder zu hören, regelmäßig darin zu lesen, es auf sich wirken zu lassen. Ob im Gottesdienst oder persönlich in der Stille, der Heilige Vater lädt uns dazu ein, über das Wort Gottes nachzusinnen und zu beten, es im eigenen Leben zu erfahren und auf dem Weg der Nachfolge zu bezeugen. Meine eigene Lebenssituation, ich selbst, soll auf diese Weise vom Evangelium berührt werden. Alle Menschen christlichen Glaubens sind Trägerinnen und Träger eines großen Schatzes, den Jesus mit ihnen teilt. Evangelisierung bedeutet in einem nächsten Schritt, die ganze Wirklichkeit mit diesem Evangelium in eine zärtliche Berührung zu bringen. Immer wieder fordert Papst Franziskus uns auf, herauszugehen, an die Ränder. Ich weiß um viele Gemeinden und Gruppierungen, die sich das in unserem Erzbistum auf die Fahne geschrieben haben. Etliche konnte ich im letzten Jahr besuchen und spüren, wie vital sie ihren Glauben leben. Das ermutigt mich sehr. Bei allem Guten, das sie anderen tun, finden sie zu sich selbst und hören intensiver auf den Herrn.

Synodalität: Gemeinsam unterwegs sein

Neben der Evangelisierung spricht Papst Franziskus immer wieder von Synodalität. Als Kirche sind wir gemeinsam unterwegs. Wir als Einzelne gehören zu einem größeren Ganzen. Jede Gemeinde gehört zur Diözese, ein Bistum in die ganze Weltkirche hinein. Als Einzelne könnten wir niemals erreichen, was wir gemeinsam in der Kirche zuwege bringen. Ich persönlich profitiere sehr von dem, was Papst Franziskus uns sagt und vorlebt. Ich bin dankbar für gute Beziehungen in die Weltkirche hinein, zum Beispiel seit bereits 27 Jahren in unser argentinisches Partnerbistum Puerto Iguazú oder zu den Bistümern in Nordeuropa, die unsere Nachbarn sind. Für 2025 haben wir uns eine Bistumswallfahrt nach Rom vorgenommen. Die Wallfahrt kann uns mit der Urkirche und der Weltkirche verbinden. Die ersten Informationen dazu müssten bei Ihnen vor Ort schon angekommen sein. Es wäre schön, wenn möglichst viele dabei wären, aus den Gemeinden und Verbänden, aus der Caritas und der Verwaltung, den Schulen und der Jugend und den Orten kirchlichen Lebens.

Weltkirche zu sein bedeutet, die sehr verschiedenen Realitäten anderer Regionen mit Wertschätzung anzuerkennen und nicht an unserem eigenen Maßstab zu messen. So ist es natürlich, dass Synodalität Spannungen mit sich bringt, die wir bis in die Gemeinden hinein spüren. Wir dürfen dabei auf das kreative Wirken des Heiligen Geistes setzen, der es vermag, Einheit in der Vielfalt zu schaffen. Wie in jeder gelungenen Beziehung gilt es, einander eine gute Portion Freiheitsraum zu lassen und sich auf die Gemeinsamkeiten zu fokussieren. Wertschätzung bedeutet, miteinander zu gehen und nicht aneinander vorbei. Wer von Ihnen gerne pilgert, weiß, dass es Freude macht, im Zugehen auf ein gemeinsames Ziel miteinander in den Austausch zu kommen. In diesem Jahr wollen wir dies erstmalig bistumsweit einüben, indem wir zu den Lübecker Märtyrern wallfahren. Ende Juni, am Samstag nach dem Gedenktag der Lübecker Märtyrer, das ist der 29. Juni, findet der erste diözesane Pilgerweg statt, den wir sternförmig nach Lübeck antreten wollen. Informieren Sie sich gerne auf unseren Bistumsmedien oder in Ihrer Pfarrei. Ich lade sehr herzlich ein, von den verschiedenen Startpunkten aus mitzugehen!

Liebe Geschwister im Glauben,

bald beginnen wir mit dem Aschermittwoch die Fastenzeit. Suchen wir in diesem Jahr unter der Asche das Feuer unseres Glaubens. Geben wir uns nicht geschlagen! Überlassen wir uns nicht negativen Stimmungen wie Bitterkeit oder Groll. Der Heilige Geist will uns mit seiner Frische erneuern. Er selbst ist die Kraft und Inspiration auf unserem gemeinsamen Weg als Kirche im Erzbistum Hamburg. Nehmen wir den Wandel an durch Evangelisierung und Synodalität als zwei Impulse für eine lebendige Kirche im Erzbistum Hamburg. Ich freue mich, mit Ihnen hier im Norden unterwegs zu sein in Gottes Namen.

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