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Heße: „Stolpersteine sind Bausteine gegen das Vergessen“

Erzbischof erinnert mit Patenschaft an Wilhelmine Camman

Erzbischof Stefan Heße übernimmt die Patenschaft für einen Stolperstein in Hamburg-St. Georg. Der Stein wird für Wilhelmine Camman in der Danziger Straße 6 verlegt, also in der Nachbarschaft des Bischofssitzes.

Der Stolperstein erinnert an die 1885 geborene Wilhelmine Camann, die dort bis 1926 bei der Familie ihrer Schwester gewohnt hat. Dann wurde sie in die Alsterdorfer Anstalten eingewiesen. Am 16. August 1943 wurde sie mit einem Sammeltransport in die Heil- und Pflegeanstalt „Wagner von Jauregg" in Wien gebracht. Laut den auf den Patientenblättern notierten Gewichtskontrollen wog Frau Camman 1939 noch zwischen 80 und 85 Kilogramm. Kurz vor ihrer Deportation nach Wien wog sie nur noch 48 Kilogramm. Aufgrund der dort herrschenden menschenunwürdigen Verhältnisse setzte sich ihr körperlicher Verfallsprozess weiter fort. Im Mai wog Frau Camman nur noch 42 Kilogramm. Registriert wird ihr Tod am 10. Juni 1944 infolge „Myocardschwäche und Pneumonie". Forscher sprechen in Bezug auf die Versorgung der Patienten von „Mord durch Hunger".

Erzbischof Stefan Heße sagte: „Stolpersteine erinnern uns inzwischen an so viele Menschen, die im Nationalsozialismus ein schreckliches Schicksal erlitten haben. Mit diesem Stein kommt mir das Leben und Sterben Wilhelmine Cammans näher. Stolpersteine werden zu Bausteinen gegen das Vergessen. Wir dürfen die Erinnerung an dieses Kapitel der deutschen Geschichte nicht verlieren. Stolpersteine fordern uns auf, für die Würde jedes menschlichen Lebens einzutreten." Diese Mahnung sei heute leider wieder notwendiger denn je.

Peter Hess vom Erinnerungs-Projekt „Stolpersteine in Hamburg" sagte: „Jeder Stolperstein weist darauf hin, dass hier ein deutscher Nachbar gelebt hat, der entrechtet und ermordet wurde. Durch die Patenschaften der Hamburger Bürger konnten bisher über 6.200 Stolpersteine von Gunter Demnig verlegt werden."

Quellen: Patientenakten der Alsterdorfer Anstalten; Michael Wunder, Ingrid Genkel, Harald Jenner: Auf dieser schiefen Ebene gibt es kein Halten mehr. Die Alsterdorfer Anstalten im Nationalsozialismus, Hamburg 1987


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