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Gedenken der Lübecker Märtyrer
Bildquelle: EBHH / M. Heinen

Das Vermächtnis bleibt unvergessen

Das Gedenken an den 80. Jahrestag der Hinrichtung der Lübecker Märtyrer Johannes Prassek, Hermann Lange, Eduard Müller und Karl Friedrich Stellbrink begann bereits am Morgen des 10. November: An der Hamburger Untersuchungshaftanstalt am Holstenglacis legte Erzbischof Dr. Stefan Heße gemeinsam mit Neuntklässlern der katholischen Sankt-Ansgar-Schule einen Kranz an der Gedenktafel in den Wallanlagen nieder.

Am Mittag wurden dann an der Erinnerungstafel am Lübecker Rathaus ein Kranz niedergelegt; am späten Nachmittag außerdem am Mahnmal für die Opfer des Nationalsozialismus auf der Parade, wo Lübecks Stadtpräsident Henning Schumann ein Grußwort sprach.

Das Pontifikalamt in der Lübecker Propsteikirche Herz Jesu, das am Abend um 18 Uhr zur Todesstunde der Märtyrer begann, war diesmal auch deshalb besonders, weil die Liturgie teilweise nicht den gewohnten Abläufen entsprach. Nach der Verlesung des Martyrologiums durch Manuel Ehrtmann (Enkel von Adolf Ehrtmann, einem der mitverhafteten Laien) kam im Gottesdienst nach der Begrüßung Peter Lehnert, Vizepräsident des schleswig-holsteinischen Landtags, zu Wort. Das Vermächtnis der vier Geistlichen bleibe unvergessen, sagte der CDU-Politiker und erinnerte daran, dass sich der Landtag in besonderer Weise den Märtyrern verbunden fühle. „Dies wird besonders auch dadurch deutlich, dass unser ehemaliger Landtagspräsident Dr. Walther Böttcher als Verteidiger bei den abstoßenden Schauprozessen vor dem Volksgerichtshof für die Angeklagten eintrat", sagte er. Die Märtyrer hätten „leider zu den wenigen Menschen" in Schleswig-Holstein gehört, „die sich konsequent den Nazis und ihrer verbrecherischen Ideologie in den Weg stellten und ihnen die Friedens- und Versöhnungsbotschaft des christlichen Glaubens" entgegengesetzt hätten.

„Mit Freimut haben sie keinen Hehl um ihren Glauben und ihre Grundüberzeugungen gemacht – und die beim Namen gemacht", sagte auch der Erzbischof, als er die Lesung aus den Abschiedsbriefen der Märtyrer ankündigte, die diesmal eine Predigt ersetzte. „Es sind Worte, die zu Herzen gehen. Es sind Worte der Hoffnung und der Stärke und einer tiefen Glaubensgewissheit", wie Lucia Justenhoven in einem kurzen Beitrag zum Geleit sagte.

Am Ende des Gottesdienstes war es dann Cesare Zucconi, Generalsekretär der geistlichen Gemeinschaft Sant'Egidio, der das Wort ergriff. Er sagte, die Märtyrer stünden „beispielhaft für das, was Papst Franziskus die Ökumene des Blutes nennt". Er stellte die vier in die Reihe anderer Opfer von Christenverfolgung im 20. und 21. Jahrhundert. „In einigen Regionen der Welt bedeutet die Tatsache, am Sonntag zur Messe zu gehen, eine mutige Entscheidung, denn dort werden Christen, die wehrlos beten, feige von Terroristen angegriffen", so Zucconi.

Exemplarisch nannte er den französischen Pfarrer Jacques Hamel, der 2016 von zwei jungen Muslimen getötet wurde, und den erst 26-jährigen Kongolesen Floribert Bwana Chui, Verantwortlicher von Sant'Egidio im kongolesischen Goma und Zollbeamter, der 2007 entführt und getötet wurde, weil er sich weigerte, den Transport von verdorbenen Lebensmitteln über die Grenze zuzulassen, die den Menschen geschadet hätten. „Doch als Christ betete er, er dachte an die anderen und entschied sich dafür, ehrlich zu sein und sagte Nein zum Schmutz der Korruption."
Zwei Beispiele von Menschen, die Zucconi als „die neuen Märtyrer des 21. Jahrhunderts" bezeichnete, „keine mutigen Helden, sondern Menschen, die sich entschlossen haben, für das Evangelium zu leben".

Im Gedenken an Menschen wie Pfarrer Hamel und Floribert habe Saint'Egidio in der Basilika San Bartolomeo all' Isola auf der Tiberinsel mitten in Rom einen Ort eingerichtet, an dem der Verstorbenen mit Reliquien und Andenken gedacht werde. „Es geht um Christen aus allen Konfessionen, die getötet wurden, weil sie Christen sind und nicht, weil sie katholisch oder protestantisch oder orthodox sind", sagte der Generalsekretär.
Erzbischof Heße nahm den Ball auf: „Da müssen die Lübecker Märtyrer auch hin, die fehlen noch in San Bartolomeo."

Text und Fotos: Marco Heinen



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