
Ausflug mit Ukrainehilfe der Gemeinde St. Vicelin
Die Ukrainehilfe der Gemeinde St. Vicelin in Bad Oldesloe lud kürzlich zu einem Spaziergang durch das Brenner Moor ein – mehr als 50 Ukrainer, darunter etwa 30 Kinder kamen mit. Über einen Ausflug mit viel Spaß und Hot Dogs.
Als der Reisebus um 15.15 Uhr am Bahnhof von Bad Oldesloe losfährt, ist er bis auf den letzten Platz gefüllt. Mehr als 50 ukrainische Flüchtlinge, darunter etwa 30 Kinder, machen sich auf den Weg zu einem Ausflug ins Naturschutzgebiet Brenner Moor, Schleswig-Holsteins größtes binnenländisches Salzmoor. Auf dem Programm steht ein gut zweieinhalb Kilometer langer Spaziergang durch das Feuchtgebiet mit seiner besonderen Pflanzen- und Tierwelt, bei dem für die Kinder noch eine Art Schnitzeljagd für unterwegs vorbereitet worden ist. Zielpunkt ist ein Wohngebiet am Rande von Bad Oldesloe, wo zwei Familien aus der Kirchengemeinde St. Vicelin wohnen. Sie gehören zum Team, das die Wanderung organisiert hat. Und sie gehören zum kleinen Kreis derer, die seit gut einem Jahr im sogenannten Begegnungscafé zweimal monatlich Hilfsangebote für die Menschen aus der Ukraine auf die Beine stellen.
Dass das Interesse so groß ist, war für die Organisatoren dann doch überraschend. „Ich hatte mit höchstens 20 Teilnehmern gerechnet", sagt die frühere Gemeindereferentin Monika Eissing, die mit ihrem Mann Hans-Gerd die Wandergruppe begleitet.
Auch Svenja Dadssi vom Diakonischen Werk Plön-Segeberg ist mit dabei. Denn beim Flüchtlingscafé kooperieren die Aktiven aus der Kirchengemeinde eng mit dem Diakonischen Werk des Kirchenkreises Plön-Segeberg. Während sonst das Ankommen und Zurechtfinden im Mittelpunkt stehen und praktische Themen wie die Anerkennung von Zeugnissen oder die Wohnungssuche behandelt werden, geht es an diesem sonnigen Tag einfach um Teilhabe, Spaß und Erholung.
Möglich werden die Angebote der Gemeinde auch, weil der Flüchtlingsfonds des Erzbistums zweimal je 1 000 Euro beigesteuert hat.
Mal nicht über die vielen Probleme nachdenken
Alla Dubas aus Kiew, die seit einem Jahr mit ihren Töchtern Mariia (9) und Olexandra (15) in Deutschland lebt, während ihr Mann weiter als Professor an der Universität von Kiew arbeitet und der erwachsene Sohn in London studiert, will an diesem Tag einfach nur spazieren gehen „und nicht über die Probleme in der Ukraine" nachdenken. Wie viele der anderen Mütter auch, spricht sie ein bisschen Deutsch.
Während sich die Erwachsenen eher noch ein wenig schwer mit der deutschen Sprache tun, sind die Kinder zum Teil schon erstaunlich gut darin. Aber auch die Frauen haben ein probates Mittel gefunden, sich zu verständigen, wenn die Worte fehlen: mittels einer Übersetzungs-App auf ihrem Smartphone nämlich, die ziemlich gut funktioniert. Svetlana Mingazheva zum Beispiel nutzt sie gern. „Ich habe eine Gruppe, die alle Ukrainer umfasst. Ich habe alle Ukrainer organisiert und für die diese Veranstaltung angemeldet", sagt und schreibt ihr Smartphone. Svetlana Mingazheva ist ein wenig das Bindeglied zwischen etwa 200 Familien, die in Bad Oldesloe, Reinfeld und den kleineren Orten drum herum eine neue Heimat gefunden haben.
„Im September organisierten wir eine Demonstration zum Gedenken an die toten Kinder in der Ukraine", erzählt sie weiter auf Ukrainisch, was das Smartphone einwandfrei übersetzt.
„Das war sehr beeindruckend", ergänzt Monika Eissing, die dabeisteht. „Das war ein Schweigemarsch durch die Innenstadt von Bad Oldesloe und am Markt wurden Puppen und Schuhe von Kindern abgelegt und Fotos gezeigt von Kindern, die im Krieg getötet oder verwundet wurden. Ganz im Schweigen fand das statt, ohne irgendeine Rede. Ich bin heute noch angerührt", sagt sie und muss merklich schlucken.
Inzwischen ist die Gruppe längst im Wohngebiet angekommen, wo unter einem Baum vorbereitete Bänke und Tische stehen. Cornelia und Holger Pareike, die wie Eissings hier wohnen, erwarten die Wanderer mit Getränken und leckeren Hot-Dog-Brötchen, die, na klar, wie warme Semmeln weggehen. Und so endet der Spaziergang mit einem fröhlichen Beisammensein, das sich erst gegen 18 Uhr aufzulösen beginnt.
Warum Monika Eissing und die anderen sich so engagieren? „Es wird so viel zurückgegeben. Es ist viel, was man tun muss, aber diese Herzlichkeit und Verbundenheit, die zwischen uns entstanden ist, das ist so eine Bereicherung, dass ich das gerne mache", sagt sie. Svetlana und ihr Smartphone melden sich noch einmal zu Wort: „Im Namen aller Ukrainer möchte ich mich ganz besonders bei dem ganzen Team bedanken, für die Sorgfalt bei der Organisation von Veranstaltungen und für die Unterstützung, die sie uns Ukrainern seit eineinhalb Jahren regelmäßig bieten."
Text: Marco Heinen / Neue Kirchenzeitung